Heizkosten sparen
Sprunghaft gestiegene Weltmarktpreise für Gas, Strom und vor allem Heizöl, dazu ein erhöhter CO2-Preis von 25 auf 30 Euro pro Tonne Kohlendioxid (CO2): Heizen im Winter 2022 ist teuer wie nie zuvor. Die gute Nachricht: Mit den Tipps des SWM Energieberaters René Herbert können Sie effektiv bei den Heizkosten sparen und gleichzeitig etwas für die Umwelt tun.
Herr Herbert, wie kann ich im Winter Heizkosten sparen?
René Herbert: „Das hängt davon ab, ob Sie Eigentümer oder Mieter sind. Im letzteren Fall sind die Möglichkeiten geringer, aber dennoch sinnvoll. Auch in einer Mietwohnung können Sie elektronisch programmierbare Thermostate einbauen und die Raumtemperatur dem persönlichen Bedarf anpassen und zeitlich steuern – zum Beispiel nachts. Sie benötigen dafür jedoch die Zustimmung Ihres Vermieters.
Eigentümer eines Einfamilienhauses senken die Temperatur über die Heizungssteuerung. Generell ist es wichtig, dass eine geregelte Heizungspumpe im Einsatz ist. Damit können Eigentümer gleichzeitig Heizenergie und Strom sparen. Aber auch durch geschlossene Vorhänge, Jalousien und Rollos geht weniger Wärme verloren.“
Gibt es für unterschiedliche Zimmer unterschiedliche Temperaturen?
„Bewohner sollten die Zimmertemperaturen immer entsprechend der Nutzung anpassen. Da spielt natürlich das eigene Wohlbefinden eine große Rolle. Aber wenn man Energie sparen möchte, muss man bereit sein, Abstriche zu machen. Im Wohnzimmer spricht man bei 20°C von der sogenannten Wohlfühltemperatur, während diese im Schlafzimmer zwischen 16°C und 18°C liegt. Als Faustregel gilt: 1°C Temperaturabsenkung bedeutet 6 Prozent Einsparung.“
Soll man konsequent die Fenster geschlossen halten?
„Davon rate ich ab. Um ein gesundes Raumklima und keine zu hohe Luftfeuchtigkeit zu haben, ist Lüften insbesondere im Winter wichtig. Dabei ist energiesparendes Lüften wichtig. Stoßlüften heißt das Schlagwort. Wenn Sie möglichst gegenüberliegende Fenster vollständig öffnen, kommt es zu einem gezielten Luftaustausch binnen kürzester Zeit. Im Winter sind fünf bis zehn Minuten ausreichend. Dabei nicht vergessen, die Thermostate der Heizung vollständig zu schließen. Stoßlüften ist insbesondere nach dem Baden und Duschen wichtig, damit die Feuchtigkeit möglichst schnell entweichen kann. Im Gegenteil, die umliegenden Wände kühlen aus und begünstigen Kondensat- und Schimmelpilzbildung.“ Wenn Sie die Fenster nur kippen, ist Luftaustausch fünfmal geringer.
Wo verduftet denn die Wärme am häufigsten?
„Am schnellsten verduftet Wärme natürlich über Leckagen, wie zum Beispiel alte Fensterdichtungen, ungedämmte Rollladenkästen oder sonstige permanente Öffnungen in der Gebäudehülle. Es geht aber auch viel Wärme über ungedämmte Gebäudeteile verloren, die an die Außenluft grenzen. Also Wände, Dächer und Fenster.“
Soll man alte Fenster austauschen?
„Auch wenn Fenster prozentual einen geringeren Anteil an der Gebäudehülle haben, lohnt es sich, alte gegen neue Fenster auszutauschen. Sinnvollerweise kombinieren Modernisierer den Austausch mit einer Fassadendämmung, beziehungsweise einer Verbesserung der energetischen Qualität der angrenzenden Wände, da sich sonst der Taupunkt schnell in den Leibungsbereich verschiebt.“
Der Taupunkt verschiebt sich in den in den Leibungsbereich? Was bedeutet das?
„Wenn Eigentümer nur die Fenster tauschen, sind diese energetisch besser als die Wandoberfläche der Außenwände und Leibungen im Innenraum, die dann kühler als das Fenster sind. Dadurch besteht die Gefahr, dass sich Kondenswasser an kalten Wandbereichen schneller bildet!“
Und was kann man als Mieter bei alten Fenstern machen?
„Als Mieter können Sie alte Dichtungen tauschen, so dass keine warme Raumluft verloren gehen kann. Grundsätzlich gilt: Damit das Fenster seine Aufgaben optimal erfüllen kann, ist die richtige Einstellung nötig. Nur dann schließt ein Fenster dicht ab und lässt sich leicht bedienen. Im Zweifel ziehen sie einen versierten Fachbetrieb zu Rate. Diese Schritte sollte man aber mit dem Vermieter vorher abstimmen.“
Empfehlen Sie elektrische Heizlüfter zum Heizen?
„Nein! Mit elektrischen Heizlüftern zu heizen ist aus ökonomischen und ökologischen Gründen nicht sinnvoll, und daher auch nicht zu empfehlen.“
Was bedeutet es, wenn die Heizung gluckert?
„Wenn die Heizung gluckert oder plätschert, kann das unterschiedliche Gründe haben. Zum einen kann sich Luft in den Heizkörpern befinden, das führt dazu, dass die Heizkörper sich nicht gleichmäßig erwärmen, was wiederum zu höheren Kosten führt. Mit Hilfe eines Entlüftungsschlüssels kann man hier selbst Abhilfe schaffen. Es kann aber auch sein, dass der Wasserdruck der Heizungsanlage nicht ausreichend ist, weil Wasser fehlt. Hier ist dann die Heizungsanlage mit Wasser zu füllen. Im Zweifel immer einen Fachbetrieb zur Rate ziehen.“
Fängt Energiesparen im Keller an?
„In diesem Fall sind die Möglichkeiten wieder davon anhängig, ob man Mieter ist oder im Eigentum wohnt. Grundsätzlich sollten Eigentümer Heizungsrohre in unbeheizten Räumen immer dämmen um Energieverluste zu vermeiden, was nebenbei bemerkt im neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG) verankert und gesetzlich vorgeschrieben ist.“